Kameras in Hannovers S-Bahn

Die Tage fiel mir auf meiner täglichen Pendlerfahrten nach Hannover auf, dass da an der Decke meiner S-Bahn so kleine Dinger montiert waren, die vorher nicht da waren. Videokameras. Da hab ich dann doch mal etwas genauer nachgesehen, und nachgeforscht.

Die Wagen der S-Bahn in Hannover werden gemäß dem im letzten Jahr geschlossenem Verkehrsvertrag, bis Ende diesen Jahres vollständig mit Kameras zur Überwachung ausgestattet.

Dort geht es bei dem Einsatz der Kameras um “sicherer fühlen”, “sichtbar verbessern” und “zur Erhöhung der Sicherheit”. Leider nur erneut hole Standardfloskeln, die im Zusammenhang mit Videoüberwachung leider immer wieder, und damit viel zu oft, verwendet werden. Aber gerade die Bahn hat hier mit Ihrem vor Jahren eingeführten 3-S-Konzept (Sicherheit, Sauberkeit und Service), inzwischen ein schier unüberschaubares Netz an Videoüberwachung nicht nur in Bahnhöfen installiert.

Zu diesem Sicherheitskonzept gehören, was die Technik der Überwachung angeht, 3S-Zentralen. In diesen werden alle auflaufenden Informationen gesammelt, und zum Teil inzwischen automatisch ausgewertet. Sei es das Kameras die Bewegungen registrieren und automatisch auf einem Überwachungsmonitor geschaltet werden. Oder das aufgenommene Sequenzen mit einer Person getaggt werden, woraufhin eine (halb)automatische Suche über das gesamte aufgezeichnete Material erfolgt, und die Wege und Strecken entsprechend videotechnisch verfolgt werden können.

Das sind alles bedenkliche Entwicklungen, zumindest für Menschen wir mich, die gerne einfach unbeobachtet ihrem täglichen Leben nachgehen wollen. Ich fühle mich nicht sicherer durch diese Videoaugen, sondern immer mehr unter ständiger Beobachtung. Als wenn ich ein potenzieller Täter wäre, auf den einfach schon mal ein Auge geworfen wird.

Was mich allerdings an diesem technischem Voyeurismus der S-Bahn Hannover heute am meisten gestört hat, war eigentlich nur eine Kleinigkeit. Es gab keinen Hinweis auf die Kameras. Weder in den Wagen noch an den Türen oder am Bahnhof. Nichts. Wenn also jetzt auch die Bahn anfängt, sich nicht an Datenschutzgesetze zu halten, und wenn es nur die Kenntlichmachung ist, dann gibt mir dies einen weiteren Grund diesem Unternehmen in seiner Sicherheitspolitik zu misstrauen.

Nicht dass es mir mit einer Etikettierung ausreichen würde. Ich fühle mich auch mit Hinweisen überwacht und ausspioniert. Die Kameras müssen weg, außer Betrieb gesetzt und demontiert werden. Die S-Bahn Hannover setzt vermehrt Personal in den Zügen als Zugbegleiter ein. Gut so, Kameras weg.

Auch eine offenere Informationspolitik der Deutschen Bahn wäre wünschenswert. Wie viele Kameras gibt es denn inzwischen an Bahnstrecken, in Bahnhöfen und Zügen? Wie lange sind die Vorhaltzeiten der Speicherung? Wie viele Personen haben in den 3S-Zentralen Zugriff auf die gesammelten Informationen? Sind dort nach wie vor Personalmischungen aus DB-Angestellten und Staatsbeamten zu finden? Welche Auswertungstechnik wird inzwischen eingesetzt?

Es ergeben sich gerade, was den Datenschutz und die Einhaltung der Bürgerrechte angeht, bei der Bahn nicht zuletzt durch die aktuelle Debatte nach den Kölner Ereignissen viele Fragen auf. Ich würde mich freuen, wenn diese selbstständig von dem Unternehmen beantwortet und veröffentlicht werden.

Dies alles ist ein Grund mehr, am 20. Januar 2013 die Piraten in Niedersachsen zu wählen. Denn als Mitglied des Landtags gibt es ganz andere Möglichkeiten hier Informationen zu erhalten, die z. B. auch über das Informationsfreiheitsgesetz sicherlich nicht zu erhalten wären. Ausrede für die Offenlegung vieler Antworten würde vermutlich sein, dass es sich um sicherheitsrelevante Bereiche handelt, deren Veröffentlichung ein Risiko darstellen würden.

Daher, geht (Piraten) wählen!