Bild hat Recht – Ed Snowden ist kein Held

Da hat er ja mal recht, der Herr Julian Reichelt von der Bild. Ich war kurz davor mir die heutige Ausgabe glatt zu kaufen, endlich hat die Bild mal Recht. Geld bezahlen für ansonsten bedrucktes Toilettenpapier wie früher in der DDR. Das Toilettenpapier war damals besser, eigentlich gar kein Vergleich zur Bild. Die Bild-Zeitung war es mir aber wieder nicht wert, eher widerwärtig wie eh und je, und das trotz dieses Kommentars.

Was Herr Reichelt da sagt stimmt, Ed ist kein Held. Also keiner wie ihn Thomas de Maizière gerade im Interview mit der Zeit (Link zu PDF Inhaltsverzeichnis) titulieren würde (heroisch im Sinne von). Und schon gar nicht so ein Held wie jemand von denen, die die Bild gerne unter heldenhaft einordnet. Obwohl mir gerade beim Durchlesen nur alleine von der Online-Bild nicht ganz klar wird, wer denn jetzt für die Bild ein Held ist.

Ed ist in den Augen von Herrn Reichelt kein Held. In seinem Kommentar zu seinem Kommentar(sic!) hat er erklärt, warum er das so sieht. Ed sei ein fragwürdiger Whistelblower, der mit seinem Verrat an der NSA etwas an das Tageslicht geholt hat, was ansonsten ewig unter dem Deckmantel der Inquisition versteckt gehalten worden wäre. In seinen Augen hätte es da bleiben sollen, denn jetzt weiß “die Böse Welt” ja wie gefährlich es ist, böse zu sein, und wie versucht wird dem Bösen auf die Schliche zu kommen.

Ich komme mir vor wir in einem Comic. Da gibt es auch Superhelden á la Captain America von Marvel oder Superman von DC. Sie kämpfen gegen das allgegenwärtige Böse mit Ihren Mächten. Die Frage ist jetzt nur Herr Reichelt, ist die NSA oder der Superheld das Böse?

Die Antwort ist ganz einfach – es geht um die Ausgewogenheit der Mächte, und nicht darum wer ein Held ist und wer nicht.

Ohne Ed Snowden hätten wir vermutlich in den nächsten Monaten oder Jahren nie erfahren, wie gekippt das Verhältnis Überwachung zu Freiheit inzwischen ist. Ohne seinen Verrat würden wir heute noch annehmen, die Bestandsdatenauskunft wäre das Schlimmste was uns in Deutschland aus Datenschutzsicht und Bürgerrechtssicht passieren konnte. Weit gefehlt. Der internationale “Kampf gegen den Terror” ist letztendlich zu einem “Kampf gegen die Bürgerrechte” geworden. Dies erfordert dann Widerstand und einen “Kampf gegen die Feinde der Freiheit” von uns.

“Da wir jetzt wissen, wer Sie sind, weiß ich, wer ich bin. Ich bin kein Fehler. Es ergibt alles einen Sinn. Wissen Sie woran man auf den ersten Seiten eines Comics den Bösewicht erkennt? Er ist das exakte Gegenteil des Helden.” aus: Unbreakable – Unzerbrechlich

Es geht bei der Veröffentlichung der Informationen durch Snowden nicht darum, eine im Geheimen agierende Behörde zu diskreditieren. Die bisherigen Details offenbaren vielmehr einen Vertrauensverlust in alle Geheimoperationen die es gab, gibt und geben wird. Fragen zur Glaubwürdigkeit von Quellen, Manipulation von Ergebnissen und die rechtlichen Grundlagen und Kontrollmechanismen müssen vollkommen aufgearbeitet werden. Dabei ist alles zu berücksichtigen, bis zurück zum berüchtigten 11. September, an dem die vernetzte allumfassende Überwachung still begonnen hat.

Es gibt durchaus gute und auch nachvollziehbare Gründe, warum Ed Snowden den Friedensnobelpreis erhalten sollte. Ebenso, wie in bereits Obama in Empfang nehmen durfte.